Blauer Engel für Software - Oktobit
Blauer Engel für Software

Blauer Engel für Software

Der Energieverbrauch durch Rechenzentren, insbesondere aufgrund künstlicher Intelligenz (KI) und Kryptowährungen ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Laut Schätzungen betrug der Stromverbrauch dieser Bereiche im Jahr 2022 noch etwa 460 Terawattstunden (TWh). Für 2026 rechnet die internationale Energieagentur mit etwa 1.000 TWh. Das entspricht dem Stromverbrauch von Russland (2022). In Anbetracht dieser rasanten Zunahme und der wachsenden Bedeutung digitaler Technologien ist es von entscheidender Bedeutung, nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Hier kommt der **Blaue Engel**, Deutschlands bekanntestes Umweltzeichen, ins Spiel – insbesondere der Blaue Engel für ressourcen- und energieeffiziente Softwareprodukte. Er soll helfen, die durch Software ausgelösten Umweltauswirkungen zu minimieren.

Der Blaue Engel

Ein Symbol für Umweltschutz

Der Blaue Engel ist das weltweit erste Umweltzeichen und wurde bereits 1978 eingeführt. Es wird von der deutschen Bundesregierung vergeben und hat das klare Ziel, Umweltbelastungen zu reduzieren. Das Label zeichnet Produkte und Dienstleistungen aus, die umweltfreundlicher sind als vergleichbare Alternativen. Im Fokus stehen dabei die Bereitstellung verlässlicher Informationen, die Förderung ökologischer Innovationen und die Erhöhung der Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten.

Blauer Engel für Software

Fokus auf Transparenz und Energieeffizienz

Mit dem wachsenden digitalen Sektor wurde 2020 eine spezielle Auszeichnung, der Blaue Engel für ressourcen- und energieeffiziente Softwareprodukte (DE-UZ 215), ins Leben gerufen. Dieser wird an Softwareprodukte vergeben, die besondere Anforderungen in den Bereichen Energie- und Ressourceneffizienz erfüllen. Bisher war die Zertifizierung vor allem auf Desktop-Anwendungen beschränkt, und einmal an den Dokumentenbetrachter KDE Okular vergeben.

Im August 2024 wurden die Richtlinien für den Blauen Engel für Softwareprodukte aktualisiert, um die Zertifizierung markttauglicher zu gestalten und eine breitere Anwendung zu ermöglichen. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass der Energieverbrauch der Informationstechnologie reduziert und die Transparenz in Bezug auf Ressourceneffizienz gefördert werden soll.

Blauer Engel für Software

Neue Vergabekriterien seit August 2024

Die im August 2024 veröffentlichten neuen Richtlinien erlauben es, den Blauen Engel nun für Softwareprodukte zu vergeben, deren Hersteller Informationen zur Energie- und Ressourceneffizienz offenlegen. Mindestens 90 % des durch die Software verursachten Energieverbrauchs müssen messbar sein, und die Anforderungen gelten für Software, die auf Endgeräten, mobilen Geräten oder Servern installiert wird.

Software, die externe Cloud-Dienste oder IoT-Anwendungen nutzt, wird hingegen in der Regel nicht zertifiziert, wenn mehr als 10 % des Energieverbrauchs außerhalb der Plattformen aufgewendet wird. Auch Software, bei der der Energieverbrauch nicht ermittelt werden kann oder die während der Entwicklung mehr Energie verbraucht als während eines Jahres Nutzung, wird von der Zertifizierung ausgeschlossen – es sei denn, hinreichende Begründungen rechtfertigen eine Aufnahme in den Geltungsbereich.

Die Vergabekriterien im Detail

Die Anforderungen für die Zertifizierung teilen sich in drei Hauptkategorien auf:

1. Ressourcen- und Energieeffizienz

Hier geht es darum, den Verbrauch an Hardwareressourcen und den Energiebedarf der Software zu messen und transparent darzustellen. Softwarehersteller müssen Informationen über

  • die minimalen Systemvoraussetzungen,
  • den Messaufbau und
  • die Messergebnisse liefern.

Es werden die Grund- und Leerlaufauslastung gemessen sowie die Auslastung von repräsentativen Szenarien. Alternativ können Langzeit-Tests der im produktiven Einsatz befindlichen Software durchgeführt werden.

2. Potenzielle Hardware-Nutzungsdauer

Software darf nicht dazu beitragen, dass Hardware vorzeitig ersetzt werden muss. Daher muss sie abwärtskompatibel sein und auch auf Geräten laufen, die mindestens fünf Jahre alt sind. Dies fördert die Langlebigkeit der Hardware und verhindert unnötige Upgrades.

3. Nutzungsautonomie

Die Software muss den Nutzern Entscheidungsfreiheit lassen, insbesondere in Bezug auf die Verarbeitung und Speicherung von Daten. Es wird darauf geachtet, dass die Software datenschutzfreundlich ist, keine unerwünschte Werbung enthält und Tracking vermeidet.

Der Zertifizierungsprozess

Der Antrag auf die Vergabe des Blauen Engels umfasst die o.g. Angaben und erfordert eine Dokumentation. Hierfür werden Vorlagen bereitgestellt. Hersteller müssen sich bei der RAL gGmbH registrieren, die Messungen entweder intern oder extern durchführen und alle erforderlichen Dokumente bereitstellen. Der Softwarehersteller beauftragt eine unabhängige Auditor:in, die den Antrag prüft, bevor die RAL gGmbH das Umweltzeichen offiziell vergibt.
Die Zertifizierung ist mit einmaligen Kosten für die Messungen, die Auditierung und die Vertragsgebühr verbunden. Außerdem fallen jährlich wiederkehrende Kosten an, die vom Umsatz des Softwareprodukts abhängig sind. Der Vertrag für die Nutzung des Blauen Engels läuft bis Ende 2027.

Informationen zum Audit

Vorteile für Hersteller und Unternehmen

Die Zertifizierung bietet zahlreiche Vorteile für Hersteller und Unternehmen. Für Hersteller stärkt sie die Vertrauenswürdigkeit und das Image des Unternehmens und schafft einen Wettbewerbsvorteil – insbesondere bei umweltbewussten Kunden. Unternehmen, die zertifizierte Software verwenden, profitieren von reduzierten Betriebskosten durch geringeren Energieverbrauch und verlängerte Hardware-Nutzungszeiten. Darüber hinaus dokumentieren Sie, dass ihnen umweltfreundliche Software wichtig ist.

Fazit

Transparenz und Effizienz als Schlüsselfaktoren

Der Blaue Engel für Software setzt klare Standards für den Energieverbrauch und die Ressourcennutzung von Softwareprodukten. Er fördert nachhaltige Entwicklung in der IT und ermöglicht es Unternehmen, durch den Einsatz zertifizierter Software ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. In einer Welt, in der der Energieverbrauch von Rechenzentren und digitalen Technologien weiterhin rasant steigt, ist der Blaue Engel ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen digitalen Zukunft.
Wer den Blauen Engel für Software erhalten möchte, muss bereit sein, den Energieverbrauch transparent zu machen und eine Nutzung auf älterer Hardware zu ermöglichen – zwei wesentliche Voraussetzungen für eine umweltfreundlichere IT.

Neugierig geworden?

Wollen Sie mehr über den Blauen Engel für Software erfahren, oder suchen einen Auditor? Dann sprechen Sie mich gerne an.

  • Als erfahrener Berater helfe ich Ihnen, einen korrekten Antrag zu stellen.
  • Als autorisierter Auditor stelle ich Ihnen bereits im Vorfeld eine Checkliste zur Verfügung und mache konkrete Lösungsvorschläge, damit Mängel in Ihrem Antrag schnell behoben werden können und einer zügigen Zertifizierung nichts im Wege steht.

Im Rahmen einer Beantragung des Umweltsiegels stehe ich Ihnen entweder als Berater oder (!) als Auditor zur Verfügung. Das Audit der eigenen Beratung zu machen, ist durch die Vergaberichtlinien nicht gedeckt – zum Glück.

Kontakt aufnehmen

Referenz

Ich freue mich, das erste Audit in der Geschichte des Blauen Engel für „Ressourcen- und energieeffiziente Softwareprodukte (DE-UZ 215)“ durchgeführt zu haben. Nur 10 Tage nach Einreichung der durch mich auditierten Antragsunterlagen für das „Green Metrics Tool“ hat der Antragsteller, die Green Coding Solutions GmbH, die Urkunde für den Blauen Engel von der RAL gGmbH erhalten.

Website Blauer Engel für Software